Skulptur
des Monats: Zylon
von
Karolina Kucharska 24.05.2017
„Unerwartet rollte 1991 aus einem kleinen Inserat im
Tagesanzeiger das große Wort STEIN auf mich zu. Das war
der Beginn einer Freundschaft mit dem Tessin, mit den
Menschen in Peccia, mit dem Cristallina-Marmor und dem
Spitzeisen“, schildert die Bildhauerin Ursula
Rutishauser ihre Anfänge mit der Bildhauerei. Das Werk „Zylon“
– unsere Skulptur des Monats Mai – ist Teil ihrer
Ausstellung im Infocentro der Scuola di Scultura im
Innenhof des Museo di Valmaggia, die noch bis 16. August
2017 besucht werden kann.
Die
Scuola di Scultura
Die Bildhauerschule Scuola di Scultura von Peccia ist
eine Bildhauerschule in der Schweiz, in der – egal ob
Anfänger, Fortgeschrittene oder Profis – die Kreativität
und das künstlerische Schaffen entfaltet werden kann.
Neben Bildhauerkursen mit Marmor, Holz und Metall werden
auch Modellier- und Zeichenkurse sowie
kunstgeschichtliche Seminare von verschiedenen Künstlern
angeboten.
Die Infrastruktur der Scuola di Scultura in Peccia
bietet alles, was das Bildhauerherz begehrt. Alles passt
wunderbar zusammen: der Steinbruch, das Marmorwerk und
die Bildhauerschule. Eine richtige Symbiose, ein Ort der
Energie, der Kraft und Besinnung“, stellt Rutishauser
fest. 2014 feierte die Scuola bereits ihr 30-jähriges
Jubiläum. Seit ihrer Gründung 1984 hat sie sich zum
Treffpunkt und zum Mittelpunkt in Sachen Bildhauerei
entwickelt.
Die Skulptur Zylon
Die gebürtige Schweizerin Ursula Rutishauser ist seit
1991 freischaffende Bildhauerin an der Scuola di
Scultura di Peccia im Maggiatal. Nach zahlreichen
Gruppen-ausstellungen im Tessin, Weesen und Männedorf
sowie Auftragsarbeiten und einer Einzel-ausstellung in
Peccia zum 20. Jahresjubiläum der Bildhauerschule folgt
nun eine weitere Ausstellung mit allen Werken aus
Cristallina-Marmor, die die Künstlerin während ihrer 26
Jahre in der Scuola di Scultura geschaffen hat.
Für Rutishauser war die Scuola di Scultura der
wichtigste Ferienort. „Fast ohne Ausnahme reiste ich
jedes Jahr mindestens zweimal ins Maggiatal, um mich der
Steinbearbeitung zu widmen“, erklärt sie. „Geprägt von
meinem Beruf als Dekorationsgestalterin arbeitete ich
anfänglich sehr ziel- und produktorientiert. Mit einem
Konzept und einer fixen Vorstellung im Kopf entstanden
meine Formen und Skulpturen.“ Aus dieser Zeit stammt
auch ihre Skulptur „Zylon“. Abgeleitet von dem Wort
Zyklon, das für Ursula Rutishauser jedoch zu hart
klingt, sodass sie sich dazu entschieden hat, den
Buchstaben K wegzulassen. „Es ging mir bei der
Namensgebung vor allem um die kraftvolle Dynamik, das
Abheben himmelwärts und den Ausdruck von Energie“,
erklärt die Künstlerin. Der Zylon ist ein 170 Zentimeter
hohes Werk aus Marmor mit Eisenkonstruktion, das auch
Teil der Kunstausstellung ist. Die Arbeit erforderte
viel Disziplin und Genauigkeit. „In Folge waren es drei
Werke, bei denen ich die Standfläche des Steins auflöste
und in Verbindung mit einem Träger aus Eisen
Leichtigkeit, Beweglichkeit und Dynamik suchte. Mich
faszinierte das Zusammenspiel der beiden schweren
Materialien“, sagt Rutishauser.
Faszination Marmor und klare Formen
Die Künstlerin ist seit Langem von der Marmorwelt
beeindruckt: Bei Sonnenlicht glitzern die Kristalle, bei
Nässe kommen Farbe und Struktur des Materials besonders
zur Geltung. Die Bildhauerin hat sich von Beginn an
reduzierten Formen orientiert. „Ich liebe das Einfache,
Schlichte, Klare und fühle mich mit Grundformen wie
Rechteck, Quadrat und Kreis im Einklang“, erklärt sie.
Ihre Arbeiten werden zudem von der Formenvielfalt der
Natur beeinflusst. Im Laufe der Zeit hat sich jedoch ihr
Umgang mit dem Stein verändert: In ihren Arbeiten legt
Rutishauser zunehmend
Wert darauf, dem schweren Material mehr Leichtigkeit zu
geben.
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Autorenbeitrag für das Buch „Marmor macht Schule“
Vom Werden und Wirken der Bildhauerschule von Peccia
Herausgeber: Rudolf Meyer, Alex Naef, Almute
Grossmann-Naef,
Das lang ersehnte Buch ist im September 2011 im Haupt
Verlag Bern, Stuttgart, Wien erschienen. Umfang 176
Seiten, Texte und zahlreiche Fotografien, in separater
deutscher und italienischer Ausgabe, zu CHF 38.-.
Seit 1984 gibt es in Peccia mitten in den Tessiner Alpen
eine Bildhauerschule. Aus bescheidenen Anfängen hat sie
sich zu einer blühenden Kunstschule entwickelt. Mit
ihrem reichen Kursangebot erschließt sie den Lernenden
das weite Feld des Gestaltens mit Marmor und anderen
Werkstoffen.Dieses Buch ist der erste Versuch, die
einzigartige Bildhauerschule in ihrem Werden und Wirken
lesbar zu machen.
Für weitere Informationen und Bestellungen:
Scuola di Scultura
CH-6695 Peccia
+41 (0)91 755 13 04
scuola@marmo.ch
www.marmo.ch
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